... obwohl Sammy schon über 3 Jahre im Regenbogenland ist, möchte ich etwas über ihn erzählen.

In tiefer, fassungsloser Trauer sitze ich hier und fasse es immer noch nicht.
Selbst nach dieser vergangegen Zeit weiß ich nicht wirklich was passiert ist.
Sammy sagte mir auch nicht woran er gestorben ist. Er hat nur gesagt, das seine Zeit gekommen sei.

Der Platz neben meinem Schreibtisch ist leer, da, wo mein Katerchen immer gelegen hat, ganz nah bei mir. Auch unsere anderen Katzen lassen diesen speziellen Platz frei

Ich tröste mich damit, das Tiere nicht um den Tod wissen, wohl aber den Verlust spüren.

Ruby ist sehr aufmerksam und sie hört auf jedes Geräusch.
Kerzenlicht flackert auf der Fensterbank, wo er Nachts saß, und zuhörend, in die Nacht starrend, so wie es seine Art war. Mit seinen wunderbaren großen Augen die so wissend schienen, die so beseelt waren war er neugierig, ja, fast wissbegierig, wollte immer dabei sein... Er lehrte mich soviel.
Geduldig, zurückhaltend, körperlich und geistig immer präsent begleitete er uns über Jahre.

Meine Freundinnen fuhren gegen Mittag wieder nach Hause, und mir schien es, als würde er sich entspannen, als würde er zu mir sagen, jetzt sind wir wieder allein und nun hast du bestimmt Zeit für mich. Ich nahm ihn auf meinen Schoß und er war ganz weich, gelöst, entspannt, schnurrte, schlief dösend ein.
Er stand aber kurz danach auf und ging auf einen Schlafplatz - so wie er es immer tat - alles war wieder in Ordnung.

Und dann hörte ich es kläglich maunzen.
Ruby lief hin, ich auch, er kam uns entgegen, wankte den Flur entlang zum Badezimmer, schaffte es gerade bis zur Tür, fing an zu röcheln, fauchte Ruby weg, spuckte, seine Zunge war geschwollen.
Das Telefon klingelte als ich gerade eine Tierärztin anrufen wollte - es war Sonntagnachmittag - keiner da, noch nicht mal ein Band lief. Eine Frau war dran, die sofort sagte das ihr Pc abgestürzt sei und ob ich kommen könnte.
Da schrie ich sie an, mein Katerchen stirbt ich brauche Hilfe - bitte - wir brauchen Hilfe.
Sie bot sich die Tiernotrufnummer rauszusuchen, sie würde mich sofort anrufen.
Mit dem Telefon neben mir liegend, mein Katerchen streichelnd, versuchte ich ihn aufzurichten - seine Beine knickten ein, ich versuchte ganz ruhig bleiben, ihm keinen Stress zu vermitteln, setzte ich mich neben ihn hin, legte sein Köpfchen in meine Hand, so wie er es immer gerne mochte.
Er wurde ganz ruhig, Blut lief aus seine Nase.

Die Frau rief an, sagte mir die Nummer und ich rief dort an. Eine Männerstimme meldete sich, ich erzählte kurz was los war und das mein Katerchen neben mir stirbt. Das Blut was aus seiner Nase tropfte wurde schaumig. Um 18 Uhr könne ich kommen sagte er zu mir, da legte ich einfach auf, das wäre in anderthalb Stunden gewesen, viel zu lange...

Er blickte mich nochmal an, atmete tief aus - entspannte sich während ich ihn sanft streichelte ganz sanft - und während ich ihn streichelte starb er - und alles war vorbei.
Da lag er, dieses wunderbare Tierchen, ein Seelenbegleiter.

Ich erinnere mich, wie er immer dabei war wenn wir Tarot spielten, bei Ritualen, bei Klientengesprächen, wie er immer, manchmal unauffällig, fast versteckt immer in meiner Nähe war.

Es war, als bliebe die Zeit stehen, es war, als hätte ein Engel den Raum betreten und seine Seele sanft begleitet. Nie wieder wird er mich morgens wecken, nie wieder wird er mich anmaunzen weil ich das falsche Katzenfutter gekauft habe. Nie wieder wird er sich in den Duschvorhang einrollen während ich bade - nie wieder wird er an der Tür stehen und meine Besucher begrüßen. Es werden viele Fragen kommen, wo er ist...

Weinend rief ich meine Freundin an, die auch sofort kam.
Alles war verändert, alles war anders und ein Blick auf die weltliche Zeit lies mich erkennen, das gerade mal
20 Minuten vergangen waren.
Ruby lag eingekauert in ihrem kleinen Karton, den sie so liebt, im Bücherregal, mich mit großen Augen anblickend, fragend, nicht verstehend...

Meine Freundin und ich saßen dann fassungslos da - so schnell - da wäre jeder Arzt zu spät gekommen, vielleicht wollte Sammy auch keinen Arzt...

Entsetzen, Fragen, hätte ich es merken müssen, war er krank?
Nein - er war wie immer, auch so wie immer wenn Besuch da war, den er nicht kannte...

Tod - einfach so - unfassbar
Und jetzt, vielleicht ist es schwer zu verstehen, aber ich erinnerte mich mit Schaudern an Tierverbrennungsanlagen, an das "Tiermehl" was da entsteht, was gebraucht wird um Zementwerke zu heizen, oder was noch schlimmer ist, wieder verfüttert wird.
Ihn zum Tierarzt bringen, wo er in eine Mülltüte kommt, und dann in den Verbrennungsofen kommt?

Mein Katerchen??? NEIN

Ich bat meine Freundin mit mir zum See zu fahren, zur Kathedrale der Großen Mutter.
Ich packte Salbei, Weihrauch, seine Spielzeugmaus, mit der er gestern Abend noch spielte ein, und zwei Runen, Isa und Eihwaz, aus dem Garten einen Spaten.

Der Himmel klarte auf, so als sollte ich das Licht hinter den schwarzen Wolken sehen.

Meiner Freundin erzählte ich von den Elementen, von den Walküren, von Sonnenuntergängen, von Westen,
von Odin, den Runen, von Valhall.
Am See angekommen stiegen wir aus und ich trug mein Katerchen in den Buchenwald.

Mitterweile hatte die völlige Totenstarre begonnen. Friedlich sah er aus, als ob er schliefe.
Keine Leute da, Ruhe, nur das sanfte rascheln der Bäume, zartes Sonnenlicht.

Wir suchten eine Stelle für ihn, weit ab vom offiziellen Weg.
Da sah ich links von mir einen großen Baumstumpf, innen ausgehöhlt, moosig, mit kleinen Pilzen,
und so groß, wie eine Wiege für meinen Kater.

Wir zogen diesen Baumstumpf tiefer in den Wald, der Boden wurde immer weicher.
Dann entzündete ich den Salbei, grüßte die Elemente ich rief die Große Mutter an.
Sammy passte genau in den Baumstumpf, er konnte darin liegen wie in einer Wiege.
Ich legte ihn ganz vorsichtig hinein, legte sein Spielzeug dazu, Weihrauch und betete.
Küßte ihn noch zwischen seine kleinen Ohren.

Meine Freundin und ich richteten den Baumstumpf auf.
Wir legten noch anderes Holz rum - ich habe ihn der großen Mutter gebracht.
Nun liegt er im Wald und seine Seele ist frei.
Ich werde ab und zu hinfahren, nicht an sein Grab, sondern zu diesem See.
Ich werde mich an diese großen Buchen lehnen, auf diese großen Wurzeln setzen und wissen,
das alles so gut ist, wie es ist.
Beim zurückgehen blickte ich mich noch mal um und sah voller Erstaunen, das es eine riesige Esche war,
so groß, das ich noch nicht mal ihre Krone sah...

Und jetzt sitze ich hier am PC, meine kleine Ruby sitzt neben mir, so wie er es immer getan hat.

Mit Sammys "Erlaubnis", so habe ich es empfunden, es war wie ein Vermächtnis von ihm,
durften die anderen Katzen zu uns kommen.
Er ist mir im Traum erschienen und wir haben miteinander gesprochen.

Er sagte mir, das Ruby nicht allein bleiben darf, weil sie ihm sonst folgen würde.
Ruby hätte soviel Mütterliches, Fürsorgliches in sich, was sie weiter geben müsse.
Das zeigte sich ja schon darin, daß sie nicht mehr futterte, sie wartete immer auf Sammy und rief nach ihm, besonders Nachts... Sie saß vor dem gefüllten Teller, nahm immer nur einen winzigen Happen um dann sofort wieder Abstand zu nehmen und zu warten. Sie schaute mich immer an, so als könne ich ihr sagen, wann Sammy denn wieder komme.

Und auch heute wartet sie bis alle anderen gefuttert haben, dann erst geht sie und futtert das, was die andeen ihr gelassen haben. Auffallend ist, das die anderen den Teller niemals ganz leer essen.

Ich fahre oft zum See und verweile dort. Sitze dort oft in der Sonne, um mich herum Jahrhundertalte Buchen und weiß, daß alles was geschehen ist, für meinen Verstand unbegreiflich, aber für die Göttliche Vorsehung richtig war...

In Gedenken an Sammy, einem wundervollen Kater,
der aus einem Müllcontainer mit seiner Schwester Ruby, geborgen wurde.

Kinder hatten die beiden mißhandelt, erst mit ihnen "Fußball" gespielt, was von einer aufmerksamen Nachbarin beobachtet wurde (Der Göttin sei Dank!) und dann in den riesigen Müllcontainer geworfen wurden.
Die Feuerwehr holten die beiden raus und brachten sie in ein Kieler Tierasyl.
Ein paar Tage später sagte ich zu meinem Mann, das ich nun unbedingt eine Katze haben möchte, der Drang war so stark, das wir Abends um 20:00h ins Asyl fuhren. Fast schien es so, als hätte Ruby mich gerufen.

Es war mit Katzen überfüllt und natürlich war die Frau dankbar, eine Katze abgeben zu können. Ich setzte mich hin, und Ruby kam auf mich zu, winzig, mit noch blutigem Fell, vereiterten Augen und völlig abgemagert. Sie kletterte auf meinen Schoß, legte sich an meine Brust und fing an zu schnurren. "Die gibt es nur im Doppelpack", sagte die Frau und zeigte auf Sammy, einen kleinen Kater mit riesigen "Fledermausohren" und noch größeren glänzenden Augen.
Natürlich haben wir beide genommen und haben es nie bereut.

 
Warum sterben Tiere früher als Menschen?
"Wir werden geboren, damit wir lernen können, ein gutes Leben zu führen.
Wir sollen alle lieben und nett zu ihnen sein, stimmt's?
Na ja,Tiere wissen doch schon, wie das geht, also müssen sie nicht so lange hier bleiben wie wir."