Zsuzsanna Budapest MONDMAGIE

Thema: Drogen

Einen veränderten Bewußtseinszustand konnte man mit vielen Pilzarten Nord- und Südamerikas erreichen. Viele Eingeborenentraditionen zeigen die Heilkraft der »Heiligen Kinder«, wie Maria Sabina ihre Pilze zu nennen pflegte, auf. Sie gebrauchte sie, um von den Heiligen Kindern Hilfe zu erhalten und heilte Menschen, indem sie in diesen veränderten Bewußtseinszuständen Nachtwache hielt und sang.

Europäische Hexen benutzten die berühmte Flugsalbe, die eine Mixtur aus verschiedenen starken Drogen, unter anderem auch aus der Tollkirsche, war. Sie erzeugte ein Gefühl, als ob man fliegen würde. Die Körper der Hexen fielen zu Boden und wurden dann von ihren Schwestern bewacht, während sie selbst nicht in ihrem Körper waren. Hunde, die heiligen Tiere der Mondin, bewahrten ihre Herrinnen vor Störungen bis sie wieder zurückkamen.

Die Hexen berichteten, daß sie mit Diana und ihren Tausenden Gefährten zu einem Fest auf einem Berggipfel flogen, wo sie nach Herzenslust aßen und tranken und sich liebten. Und keine von denen, die auf diesen Reisen Liebe machte, wurde jemals schwanger. Manchmal traten Hexen in einen veränderten Bewußtseinszustand, um der Verfolgung ihrer Feinde zu entkommen: In einer Überdosis eingenommen bringt die Tollkirsche das Herz sofort zum Stillstand - immerhin ein besserer Tod als zu verbrennen.

Das Opium, das eine sehr beliebte Droge des letzten Jahrhunderts war, zerstörte ganze Reiche. Es ist eine sehr mächtige Droge, aber wenn man sie rituell und in niedriger Dosierung einnahm, läßt sie prophetische Visionen aufsteigen.

Man weiß, daß Haschischklumpen in den Erdspalten, über denen die Priesterinnen weissagten, verbrannt wurden. Heute ist Marihuana eine Ritualdroge in Jamaika; man gebraucht Ganja zur Anbetung der Natur.
In den Sechzigern wurde Marihuana zur bedeutsamsten amerikanischen Droge. Joints zu teilen und »stoned« zu sein veränderte das Bewußtsein einer ganzen Generation. Es erlaubte ihnen, eine Gegenkultur zu errichten, den Status quo in Frage zu stellen.

Die Drogengeneration definierte den Begriff Gesellschaft neu, lehnte den Krieg ab und feierte die Kreativität mit einem Ausbruch der besten Musik der Welt. Marihuana wurde eine Friedensdroge.

Auch Peyote-Buttons wurden in großem Umfang für die Suche nach Visionen gebraucht, die Droge der eingeborenen Amerikaner für die spirituelle Vereinigung mit dem Großen Geist.

LSD war eine moderne spirituelle Droge, wenn sie in einem sorgfältig geschützten Raum zur richtigen Zeit mit den richtigen Leuten genommen wurde.

Aber der Gebrauch all dieser modernen Drogen ist nichts als die Sehnsucht nach den alten Lustbarkeiten und dem alten Hochgefühl in der Vereinigung mit der Natur.

Heutzutage ist Wein die Lieblingsdroge. Er ist ein Symbol der Transformation.
Ein guter Wein wandelt sich ständig. Der Wein ist das Blut der Trauben, er wärmt das Herz und unterstützt die Verdauung. Er macht dich auch »high«. Ungarischer Wein ist der beste der Welt. Kranke Leute bekommen immer Alkohol in irgendeiner Form in diesem Land.

In Ungarn betrinkt man sich schon, nur um miteinander zu reden. Es ist ein nationaler Brauch, sich oft zu betrinken. Man sieht das als gutes Benehmen an. Ich hoffe, der Gebrauch von Wein wird sich eines Tages zum Maßvolleren wenden, und die Verehrung des Weines wird eine bewußte Handlung sein.

Bier ist auch heilig. Früher war es der Met. Fermentierte Gerste und Hopfen, Met in allen möglichen Geschmacksrichtungen und Malz waren die urzeitlichen Drogen der europäischen Völker.

Kaffee ist eine mächtige Droge, obwohl ich aus alten Zeiten keine Rituale aufstöbern konnte, in denen er benutzt worden wäre. Tatsächlich wurde er in der Türkei, wo sie allerdings wirklich starken Kaffee kochen, vor kaum einem Jahrhundert für illegal erklärt. Heute haben wir viele Kaffeerituale und beginnen schon am frühen Morgen unseren Tag mit einer Tasse schwarzer Brühe. Es gibt ein Ritual dafür, ihn frisch aufzubrühen, oder nur Wasser zu kochen, um es uns zu ermöglichen, mit unserem industriellen und postindustriellen Lebensstil klarzukommen.

Zucker ist eine alte Droge. Zucker wurde oft in der Magie in Form von Honig benutzt.
Wenn du einen Zauber sprachst, um Menschen wieder zusammenzubringen, schriebst du ihre Namen auf ein Stück Papier, beschmiertest sie mit Honig und klebtest sie Gesicht an Gesicht zusammen. Das sollte sie einander lieben machen.

Honig war ein Gesundheitsträger, gut gegen Erkältungen und süß für die Gaumen der Kinder.
Die Kuchen für die Himmelskönigin wurden immer gesüßt, rituelle Speisen für Opfergaben waren oft süße Datteln und Birnen und zuckersüße Früchte.

Salz ist magisch; es steht für Weisheit. Es wird in Zaubern wie der Selbstsegnung gebraucht. Es erzeugt einen etwas veränderten Bewußtseinszustand, weil es den Stoffwechsel schneller laufen läßt.

In der Natur gibt es eine große Anzahl Drogen, die Hochgefühle hervorrufen können; sogar Mohnsamen und bestimmte Windensamen (Ipomoea purpurea) sind ihrer Natur nach Narkotika. Unsere lunare Spezies muß sie alle gekostet und ausprobiert haben. Alle haben sie uns »high« gemacht.

Ich glaube, die Menschen werden immer bewußtseinsverändernde Drogen suchen. Jede Kultur hat ihre vorherrschende Droge. Heute haben wir Tabak und Alkohol und Kaffee. Morgen gibt es vielleicht eine andere Drogenauswahl, die wir gutheißen. Aber es wird immer einen Weg geben, unseren Verstand zu drehen, solange es noch Menschen gibt.

Ich glaube nicht, daß es etwas nützt, sich der Thematik mit Moralismus und scheelem Blick anzunähern.

Alle, vor allem bewußtseinsverändernde Drogen sollten zum Bereich der Spiritualität gehören, um kontrolliert werden zu können. In Zeiten des spirituellen Bankrotts - wie in unserem postchristlichen Zeitalter - wenden sich die Drogen gegen uns. Und doch haben sie uns historisch gesehen viel geholfen; vielleicht wäre eine neue spirituelle Beziehung zu bewußtseinsverändernden Drogen möglich, wenn die Leute nur klug genug wären, das zu fordern.