Ich öffne meine Vulva,
damit alle sie sehen können,
ich ziehe sie weit auseinander,
das Tor, durch das alles kommt,
der Durchgang zum Leben.

Ich sage, tritt durch mein Tor,
öffne dich für das, was ist,
wenn du etwas Wichtiges hast, zeige es,
so daß es jeder sehen kann.

Ich bin die Öffnung in diese Welt,
das Heilige und das Verrückte,
das Wilde und das Wollige,
das Mutige und das Dreiste.

Ich bin die Weise Alte,
von so vielen Windungen geöffnet,
zusammengebrochen,
eingebrochen,
durchgebrochen.

Ich bin das Tor zum Leben,
und ich sage:
"Öffne dich!"

MYTHOLOGIE

Die grinsende Figur der irischen Göttin der Geburt und des Todes Sheila na Gig schmückte mit ihrer weit offengehaltenen Yoni so manches Kirchentor, bis sie von denen, die daran Anstoß nahmen, heruntergerissen und zerstört wurde.

Die Kelten verehrten die heilige Kraft der weiblichen Genitalien und verwendeten Plastiken von ihnen, um sich zu schützen.

Sheila na Gig ist hier als Alte, als weise Frau in all ihrem Glanz abgebildet: mit knochigem Brustkasten, vertrockneten und hängenden Brüsten, mit nur wenigen verbliebenen Zähnen und schütterem Haar - und doch lebenssprühend und herausfordernd in der Schönheit ihres Alters. Jede Frau hat das Recht, diese Schönheit für sich zu beanspruchen.

Sie fordert dich heraus, sie anzuschauen und deinen Ängsten vor dem Altern ins Auge zu sehen. Schließlich kannst auch du im Triumph das feiern, was altern und sterben wird.

aus dem Göttinnengeflüster